Bauaufgabe: Neubau einer Philharmonie sowie weiterer Nutzungen auf einem historischen Kaispeicher
Standort: Platz der Deutschen Einheit 1-5, 20457 Hamburg-HafenCity
Bauherr: Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Kultur und Medien
Mitarbeiter Architekturbüro (Auswahl): Partner: Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Ascan Mergenthaler, David Koch; Project Team: Jan-Christoph Lindert, Nicholas Lyons, Stefan Goeddertz, Christian Riemenschneider, Henning Severmann, Stephan Wedrich, Carsten Happel
Generalplanung: Arge Herzog & de Meuron GmbH, Hamburg; H+P Planungsgesellschaft mbH & Co. KG, Aachen; Hochtief Solutions AG, Deutschland
Tragwerksplanung: Hochtief Solutions AG, Deutschland; WGG Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel; Rohwer Ingenieure VBI GmbH, JarplundWeding
Elektrotechnik: Hochtief Solutions AG, Deutschland; ARGE Generalplaner Elbphilharmonie, Hamburg; Winter Ingenieure, Hamburg
Heizung, Lüftung, Sanitär: Hochtief Solutions AG, Deutschland; Knott & Partner Ingenieure VDI, Berlin; Müller + Partner, Braunschweig; C.A.T.S. Computer and Technology Service GmbH, Darmstadt; ARGE Generalplaner Elbphilharmonie, Hamburg; Winter Ingenieure, Hamburg
Restauration / Tragwerk Backsteinfassade: Jäger Ingenieure, Radebeul
Akustik: Nagata Acoustics Inc., Los Angeles, Tokio
Fassade: R+R Fuchs, München; Prof. Dr.Ing. Manfred Helmus Ingenieurpartnerschaft, Wuppertal
Brandschutz: Hahn Consult Ingenieurgesellschaft, Hamburg; HHP Nord / Ost Beratende Ingenieure GmbH, Braunschweig
Lärmschutz: TAUBERT und RUHE GmbH, Pinneberg
Baufertigstellung: 10/2016
Fotos: Iwan Baan, Amsterdam
Die Elbphilharmonie auf dem Kaispeicher prägt einen Ort in der Stadt, welcher bisher den meisten zwar irgendwie bekannt war, ohne dass sie ihn aber wirklich kannten. Ein Mix aus urbanen Nutzungen macht die Philharmonie zu einem öffentlichen Anziehungspunkt. Philharmonie, kleiner Musiksaal, Kaistudios, Restaurant, Bars, Shop, Wohnungen, Hotel, Parkgarage sowie eine Aussichtsterrasse mit Blick über Hamburg und den Hafen – das alles verdichtet sich im Gebäude wie in einer Stadt. Die komplexe Geometrie des Saals vereinigt organisch fließende mit scharf geschnittenen, eher statischen Formen. Gehen, Stehen, Sitzen, Sehen, Gesehenwerden, Hören … sämtliche Aktivitäten und Bedürfnisse des Menschen im Konzertsaal sind in der Architektur des Raums unmittelbar ausgedrückt. Dieser Raum ist vertikal aufragend, beinahe wie ein Zelt, in dem sich 2.100 Menschen versammeln, um Musik zu machen und Musik zu hören.
Die aufragende Form des Saals war formgebende statische Struktur für den gesamten Baukörper und zeichnet sich dementsprechend in der Silhouette des Gebäudes ab.
Herzog & de Meuron
Schon die Bewerkstelligung der riesenhaften Bauaufgabe als solche wäre preiswürdig: Die Architekten mussten, ausgehend von einem nicht notwendigerweise funktionsfördernden Baubestand, Konzertsäle mitsamt den dazugehörigen Proben, Neben und Erschließungsräumen, ein Hotel, einen Wohnbereich mit Eigentumswohnungen und ein Parkhaus in eine eindeutige architektonische Form bringen. Die Art und Weise, wie den Architekten dies gelungen ist, weist jedoch weit über die sinnvolle Allokation verschiedener Funktionen in einem Bauwerk hinaus. Das hybride Gebäude ist durch seine kammgekrönte monolithische Gestalt in der kurzen Zeit seines Bestehens zu einem architektonischstädtebaulichen Symbol der Stadt Hamburg geworden. Die hochkomplexe Ordnung der Raumdisposition ermöglicht atemberaubende Perspektiven innerhalb des Gebäudes und zahlreiche panoramatische Ausblicke auf Stadt und Hafen. In fast jeder Situation wird die körperlich spürbare Raumqualität durch eine präzise Materialverwendung und durchdachte Details unterstützt. Über die indi viduell erlebbare räumliche Erfahrung hinaus ist es den Architekten gelungen, mit einer aus der architektonischen Form und den dabei verwendeten Materialien entwickelten Ikonografie dem Gebäude eine lesbare Deutung zu verleihen: Seine Funktion als Spielort von Musik allergrößter Qualität ist zu einem philosophisch begründeten Ausgangspunkt für die Entwicklung seiner architektonischen Gestalt geworden. Mehr als der Zusammenfall von Funktion und Symbol ist der Architektur nicht möglich.
Die Jury